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Was passiert, wenn Spiralbohrer nicht präzise sind?

Du hast alles vorbereitet, das Werkstück eingespannt, den Bohrer eingespannt und trotzdem läuft’s nicht. Dein Loch ist nicht gerade, das Material franst aus oder der Bohrer fängt nach wenigen Sekunden an zu rauchen. Da stimmt wohl etwas mit dem Spiralbohrer nicht, was ziemlich aufwendig und kostspielig werden kann.

Warum Präzision beim Bohrer entscheidend ist

Ein Spiralbohrer sieht auf den ersten Blick ganz einfach aus: Spirale/Nut, Spitze, Schaft und fertig. Aber tatsächlich ist ein Bohrer ein hochpräzises Werkzeug.

Ein Bohrloch, das mit einem präzisen Bohrer hergestellt wurde, hat einen sauberen Rand, verläuft gerade und hat genau den angegebenen Durchmesser. Enge Fertigungstoleranzen spielen dabei eine zentrale Rolle – das bedeutet, dass Abweichungen (z. B. im Durchmesser oder bei der Geometrie der Schneiden) minimal sein müssen.

Industrienormen, wie etwa DIN 338 oder DIN definieren spezifische Toleranzklassen, z. B. H7 oder H8, die den zulässigen Bereich für Maßabweichungen angeben. Besonders in der Metallzerspanung sowie im Werkzeug- und Maschinenbau ist höchste Präzision essenziell, da selbst kleine Ungenauigkeiten zu Passproblemen oder instabilen Verbindungen führen können.

Wichtige Kennwerte

  • Rundlaufgenauigkeit
    Diese beschreibt, wie genau der Bohrer beim Drehen um seine eigene Achse bewegt wird. Bei einem schlechten Rundlauf eiert der Bohrer, was zu ungenauen Löchern und höherem Verschleiß führt.
  • Spitzenwinkel
    Der Spitzenwinkel (in der Regel 118° oder 135°) beeinflusst das Eindringen in das Material. Weicht der Winkel vom Sollmaß ab oder ist er ungleichmäßig geschliffen, kann es passieren, dass der Bohrer nicht richtig ins Material eindringt oder verläuft.
  • Durchmesser
    Bei Arbeiten, die hohe Präzision erfordern, können selbst kleine Abweichungen im Durchmesser kritisch sein. Ein zu großer oder zu kleiner Durchmesser kann die Passgenauigkeit von Verbindungselementen oder Bauteilen erheblich beeinträchtigen.

Ein präziser Bohrer...

  1. zentriert sich selbst, ohne wegzulaufen
  2. bohrt gleichmäßig, ohne Druck
  3. erzeugt saubere Späne und
  4. schont das Material

Die Folgen von unpräzisen Spiralbohrern

1. Ungenaue Bohrlöcher

Eines der häufigsten Anzeichen: Der Bohrer läuft weg. Er beginnt nicht in der gewünschten Mitte, sondern weicht ab. Dies ist besonders bei glatten Oberflächen oder harten Materialien wie Metall zu beobachten.

Das Ergebnis
Ein Loch, das schief, oval oder versetzt ist und weder optisch noch funktional zu gebrauchen ist. Und wenn du gerade an einer Metallplatte oder einer Passung arbeitest, heißt das oft: neu machen.

2. Der Bohrer frisst sich nicht richtig rein

Ein präzise geschliffener Spiralbohrer zieht fast wie von selbst ins Material, ohne viel Druck. Ist der Bohrer stumpf oder unsauber geschliffen, muss die Bohrmaschine sich anstrengen – und du auch.

Das Ergebnis
Du musst mehr Druck ausüben, der Bohrer rattert oder quietscht. Im schlimmsten Fall überhitzt er und ist danach unbrauchbar.

3. Das Material leidet

Unpräzise Bohrer können das Material aufreißen – vor allem bei Holz, Kunststoff aber auch Stahl. Anstelle eines sauberen Lochs hast du dann einen großen Grat, Ausrisse, Risse oder Absplitterungen. Das ist natürlich nicht schön, insbesondere an sichtbaren Stellen. Oder heißt dann für dich: Nacharbeit.

4. Höherer Verschleiß – höhere Kosten

Ein minderwertiger Bohrer hat nicht nur eine kürzere Lebensdauer, sondern führt auch zu einem höheren Verschleiß an deiner Maschine. Motorteile, Lager und Spannfutter werden stärker belastet. Zudem steigt das Risiko, dass das Material beschädigt wird und du nachkaufen musst.

Ursachen für unpräzise Spiralbohrer

Herstellungsfehler

Fehlerhafte Fertigungsprozesse wie ungenaue Schleifmaschinen, unzureichende Qualitätskontrollen oder ungeeignete Materialien führen bereits bei der Herstellung zu unpräzisen Bohrern. Solche Mängel sind häufig nur schwer auf den ersten Blick zu erkennen, können jedoch die Leistung erheblich beeinträchtigen.

Abnutzung durch häufigen Einsatz

Mit der Zeit verlieren Spiralbohrer durch Reibung und Hitze ihre Schärfe. Die Schneidkanten werden stumpf, der Spitzenwinkel verändert sich, und der Bohrer kann sich beim Bohren verziehen. Der Verschleißprozess beschleunigt sich deutlich, besonders bei harten Materialien.

Falsche Lagerung oder Handhabung

Bei falscher Lagerung, kann es zu Beschädigungen oder Korrosion führen. Bereits kleinste Verformungen an der Spitze oder im Schaft beeinträchtigen die Präzision. Außerdem kann die falsche Handhabung, beispielsweise durch falsches Einspannen, zu Unwuchten führen.

Billigprodukte, bei denen die Qualitätssicherung nicht gründlich erfolgt

Günstige Spiralbohrer aus billigem Material oder aus nicht-zertifizierter Produktion weisen oft größere Fertigungstoleranzen auf. Beim Schleifen der Schneiden, der Einhaltung des Spitzenwinkels oder der Härtung fehlt es an der erforderlichen Präzision. Als Konsequenz sind diese Werkzeuge schneller abgenutzt oder von vornherein ungenau.

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Tipps für präzises Bohren

  • Setze auf Qualität: Gute Spiralbohrer zeichnen sich durch eine sehr gute Verarbeitung, Verwendung von qualitativ hochwertigen Werkzeugstahl und längere Haltbarkeit aus.
  • Sorge dafür, dass deine Bohrer scharf bleiben: Wenn du viel bohrst, lohnt sich ein Bohrerschärfer oder du bringe sie zum Nachschleifen.
  • Wähle den richtigen Bohrer für das Material.
  • Passendes Spannfutter und korrekte Drehzahl wählen: Selbst hochwertige Bohrer laufen mit einem ungenauen Spannfutter unrund. Die Drehzahl sollte an Material und Durchmesser angepasst werden.
  • Verwende Zentrierhilfen oder Vorbohrer: Eine Führung ist besonders bei genauen Arbeiten sehr hilfreich.
  • Keine Gewalt anwenden: Übe beim Bohren keine allzu hohem Druck aus.
  • Kühlung verwenden: Besonders bei Baustahl oder Edelstahl ist es wichtig, Kühlmittel einzusetzen, um zu verhindern, dass der Bohrer überhitzt und die Schneiden stumpf werden.

Billigbohrer vs. Qualitätsbohrer – ein Vergleich

MerkmalBilligbohrerQualitätsbohrer
MaterialVerunreinigter Stahl, oft nicht gehärtetHSS, Hartmetall, beschichtet
SchneidenUnsauber geschliffen, oft unsymmetrischPräzise, gleichmäßig, scharf
LanglebigkeitSchnell stumpf, hoher VerschleißDeutlich langlebiger
BohrverhaltenMit viel Kraft, rattertZieht ins Material
PreisGünstig Höherer Preis

Kann man unpräzise Spiralbohrer nachschleifen?

Ja, Spiralbohrer können nachgeschliffen werden, solange die Schneide/n keine tiefen Risse oder Ausbrüche aufweist. Beim Nachschleifen wird das Material an der Schneide leicht abgetragen, um die ursprüngliche Geometrie und Schärfe wiederherzustellen. Wichtig ist, dass dabei beide Schneiden symmetrisch und gleich lang sind – sonst läuft der Bohrer später unrund.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

  • Manuelles Schleifen: Mit einem Schleifbock oder Schleifgerät. Dies erfordert Übung, um die richtigen Winkel zu treffen.
  • Bohrerschleifgeräte: Die Winkel führen sich automatisch. Dadurch werden gleichmäßige Ergebnisse erzielt.
  • Professionelles Nachschleifen: Dies kann in der Industrie oder im Fachhandel durchgeführt werden und ist besonders bei hochwertigen Bohrern (z. B. HSS-Co, VHM) lohnenswert.

Wichtig: Nach dem Schleifen sollten die Schneidenwinkel (meist 118°–135°) und die Spiraleinzugskante exakt stimmen. Sonst verliert der Bohrer seine Zentrierfähigkeit und die Präzision beim Bohren leidet.

Tipp: Lagere nachgeschliffene Bohrer mit leichtem Ölfilm, um Rost zu vermeiden und die Standzeit zu erhöhen.

Sind unpräzise Spiralbohrer gefährlich?

Ja, sie können gefährlich sein, vor allem bei Metallarbeiten, aber auch in Holz und Kunststoff. Die Gefahr hängt davon ab, wie unpräzise sie sind und wie sie eingesetzt werden.

1. Verkanten & Rückschlag

Wenn der Bohrer „eiert“ (schlechter Rundlauf oder verbogene Spitze), kann er plötzlich in das Material greifen.

→ Die Maschine reißt ruckartig, Handgelenks- und Armverletzungen sind typisch.

2. Bohrerbruch

Unsauber geschliffene oder schiefe Spitzen belasten den Bohrer ungleichmäßig.

→ Abgebrochene Spitzen können wie kleine Geschosse durch die Luft fliegen.

3. Unkontrollierte Wärmeentwicklung

Unpräzise Bohrer schneiden schlecht, was eine erhöhte Reibung erzeugt statt einen sauberen Schnitt.

→ Verbrennungsgefahr und schneller Material- oder Bohrerverschleiß.

Folgende Kombinationen haben verschiedene Risikolevel

Handbohrmaschine + Metall: hohes Risiko

Ständerbohrmaschine + schlechte Spannung: mittleres Risiko

Holz + niedrige Drehzahl: geringer, aber nicht harmlos

Unsere klare Empfehlung ist, einen Bohrer nicht zu verwenden, wenn er sichtbar eiert, ohne Last ruhig läuft  aber vibriert beim Ansetzen oder ruckartig greift.

Hinweis: Für Metall gilt immer: niedrige bzw. entsprechende Drehzahl + sicher fixiertes Werkstück. Schutzbrille ist Pflicht!

Fazit

Ein präziser Spiralbohrer ist die Basis für ein sauberes, sicheres und wirtschaftliches Arbeiten.

  • Präzision bedeutet bessere Ergebnisse und längere Werkzeuglebensdauer.
  • Unpräzise Bohrer bedeutet mehr Zeitaufwand, höhere Kosten und Sicherheitsrisiken.

Unsere klare Empfehlung lautet: Investiere in hochwertige Bohrer und prüfe sie regelmäßig, statt mit stumpfen oder billigen Werkzeugen zu arbeiten. Du wirst es dir danken, da du mit gutem Werkzeug mehr Freude an deiner Arbeit haben wirst. Dies gilt nicht nur für Bohrer!

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